Eine Fähre für den Kongo
arte 45 min, 2013
Ein Film von Uwe Agnes und Bernd Siering

Der Lowa ist ein Nebenfluss des Kongo, tief im Urwald Zentralafrikas. Wer ihn überqueren will, muss das mit einem Einbaum tun, und auch jeglicher Güter, Personen- und Fahrzeugtransport über den Fluss geschieht auf diese archaische Weise. Schon lange hoffen die Menschen hier auf eine Fähre, durch die der Engpass auf den Handelswegen ein Ende hätte.
Im Ort Yumbi gab es bis in die sechziger Jahre eine Straße und eine Autofähre über den Lowa. Ein deutscher Söldner jagte sie auf der Flucht vor UNO-Truppen in die Luft. Seitdem ist kein Auto mehr auf die andere Seite gekommen, und die Straße ist längst verfallen. Nur noch die Pirogen überqueren den Fluss, wie seit Hunderten von Jahren.
Ein Straßenbauprojekt der Welthungerhilfe hat zum Ziel, diese wichtige Überlandverbindung wiederherzustellen. Dazu gehört auch eine neue Fähre.
Doch noch fahren hier die einheimischen Fährleute mit ihren Pirogen. 20 Minuten pro Strecke, je nach Strömung manchmal mehr, hin und zurück, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. 500 Kongolesische Franc kostet die Überfahrt pro Passagier, das ist ungefähr ein halber Euro. Viel Geld in einem Land, wo das durchschnittliche Jahreseinkommen 80 Euro beträgt.
Auch die Fahrradtransporteure mit ihren bis zu 200 kg schweren Lasten müssen über den Lowa. Sie nennen sich selbst voll Stolz 'Tolekisten', nach der Fahrradfabrik Tolek in der Hauptstadt Kinshasa. Sie schieben ihre Ladung über hunderte von Kilometern, in glühender Hitze und tropischem Regen. Für viele ist das die einzige Möglichkeit, Geld zu verdienen. Aber ihre Arbeit wird man vermutlich nicht mehr brauchen, wenn die Fähre in Betrieb ist, und Lastwagen die Gegend mit Waren versorgen können.

Die Lowa-Fähre soll in Einzelteilen mit einem Frachtschiff von Kinshasa aus den Kongo-Fluss hinauftransportiert werden. Doch dieser Frachter ist überfällig. Georg Dörken, Länderbeauftragter der Welthungerhilfe für den Kongo, chartert ein rostiges Boot und macht sich auf die Suche, flussabwärts, dem Frachtschiff entgegen. Diese Flussfahrt wird zur Entdeckungsreise und ist heute fast wieder das Abenteuer, das es einst zu Joseph Conrads Zeiten war.
Bis heute ist die Demokratische Republik Kongo ein unruhiges Land. Ein Land, in dem die Infrastruktur eines modernen Staates bis 1960 vorhanden war, die aber seitdem planmäßig vernachlässigt wurde und zerfiel. Ein Land, das gewaltige natürliche Reichtümer besitzt, aber selbst bitterarm ist, weil von der Ausbeutung der Bodenschätze nur die Nachbarn profitieren. Ein Land, in dem genau deswegen seit Jahrzehnten und immer aufs neue Unruhen geschürt werden.
Die Hoffnung dass sich durch den Betrieb der Fähre wieder Handelswege öffnen, die den Menschen ein besseres und sichereres Leben ermöglichen.